Am 9. Mai 2010 wurde Farzad Kamangar – Lehrer, Journalist und Bürgerrechtler – vom Iranischen Regime aufgrund seiner vermeintlichen Mitgliedschaft in der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) ermordet. Andere kurdische politische Gefangene, welche am selben Tag hingerichtet wurden, sind Shirin Alamhouli, Ali Heydarian und Farhad Vakili.
“Scheinberufung“
An Freitag, dem 11. Juli 2008, wurde das auf Farzad Kamangars angeblicher Mitgliedschaft in der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in der Türkei beruhende Todesurteil vom obersten Gericht des iranischen Regimes bestätigt. Diese Entscheidung war das Ergebnis einer Berufung, welche zuvor von Kamangars Rechtsanwalt Khalil Bahramian gegen das Urteil eines unteren Gerichtes eingelegt worden war. Bahramians Worte dazu: “… Ich habe erwartet, dass die fünf Richter des obersten Gerichtes sich seinen Fall zumindest ansehen würden. Ob die Art und Weise, mit der Ermittlungen angestellt wurden oder die legalen Verhandlungen, alle verstießen gegen das Gesetz …“
Der ursprüngliche “Prozess“
Laut Bahramian wurde das Todesurteil gegen den 33-jährigen kurdischen Lehrer am 25. Februar 2008 mit “absolut null Beweisen“ auf Seite der Anklagevertretung vom Revolutionsgericht des iranischen Regimes erlassen! Die hinter verschlossenen Türen ablaufende Gerichtsverhandlung dauerte nur 5 Minuten, “wobei der Richter sein Urteil ohne Erklärung ausstellte und dann prompt den Raum verließ.“ Daraufhin wurde das Todesurteil am 27. Mai das erste Mal von der Justiz bestätigt.
Farzad Kamangar war Lehrer an der Fachschule für Arbeit und Wissenschaft in Kamyaran (Kamyaran Work and Science Technical School) und schrieb monatlich für das soziokulturelle Royan, welches dem Bildungsamt von Kamyaran gehört. Außerdem war er Mitglied im Umweltverband Easak in Kamyaran (im südlichen iranischen Kurdistan).
Die Sicherheitskräfte des iranischen Regimes verhafteten Kamangar im Juli 2006, kurz nach seiner gemeinsamen Ankunft aus Kamyaran in Teheran mit den Menschenrechtsaktivisten Ali Heydarian und Farhad Vakili. Nach seiner Verhaftung hielten ihn die Behörden in verschiedenen Gefängnissen fest – in Kermanshah, Sanandaj und Teheran. In einem Brief aus dem Sanandaj Gefängnis, datiert auf Oktober 2007, beschrieb Kamangar detailliert seine Folterung; auch seine Familie und sein Rechtsanwalt konnten bei Besuchen klare Spuren erkennen. Kamangar wurde wegen Folgen der Folter zweimal zur Gefängniskrankenstation zugelassen.
Bahramian hatte schon zuvor behauptet, K.s Strafverfolgung und Todesurteil seien Indizien für “Diskriminierung von Kurden“ im Justizwesen. Es ist in der Tat gängige Praxis für das Regime, Journalisten nationaler Minderheiten ohne Beweisgrundlage zu verurteilen – genau wie Gewerkschafts- und andere Aktivisten -, sie daraufhin während ihrer Gefängniszeit (oder während Erwartens des Todesurteils) ausgesprochen harsch zu behandeln, und sie in Gefängnissen zu halten, die weit entfernt von ihrer Heimatstadt (oder sogar Provinz) liegen.
Öffentliche Unterstützung
Viele Menschen in Kamyaran, und sogar der Leiter des Freitagsgebetes in Kurdistan, unterschrieben eine Petition für die Freilassung Farzad Kamangars. Einhundertsechsunddreißig Lehrer der Stadt hatten ebenfalls eine Stellungnahme unterschrieben mit der Aussage, dass Kamangar das Gesetz respektierte. Mit den Worten von Mehrdad Kamangar, Farzads Bruder: “Das Rechtssystem hat keine Beweise, eine Mitgliedschaft von Farzad in der PKK zu belegen.“
Dennoch wurden Farzad Kamangar und die anderen kurdischen politischen Gefangenen am 9. Mai vom iranischen Regime hingerichtet. Nur vier Tage später, am 13. Mai 2010, kam es zu einer Schließung von Märkten und Läden in Mahabad, Oshnavieh* und Sanandaj. Starke Präsenz zeigten Sicherheitskräfte in den Straßen – diese aber wie leergefegt von Anwohnern. In Kamyaran, Farzads Heimatstadt, boykottierten viele Schüler ihre Klassen – ein scheinbar spontaner Protest.
Mit jedem weiteren blutigen Tag, jeder blutigen Woche, jedem blutigen Monat in seiner Existenz, übertrifft dieses Regime sogar die Barbareien der Diktatur des Shahs. Es wird sicherlich ein noch blutigeres Schicksal erwarten!
Sharokh Zamani Action Campaign
Mai 2016
*Mahabad und Oshnavieh sind kurdische Städte in der iranischen Provinz im Westaserbaidschan.